Beim Einschalten eines DC-Magnetventils sind Strom- und Spannungsverlauf zentrale Parameter zur Beurteilung des Verhaltens der Magnetspule. In vielen Anwendungen wird die Spule vereinfacht als idealisierter L-R-Serienkreis betrachtet – eine Kombination aus einer festen Induktivität (L) und einem ohmschen Widerstand (R), der die Kupferverluste des Spulendrahts beschreibt.
Doch wie sieht es in der Realität aus? Schauen wir uns den tatsächlichen Schaltvorgang im Detail an.
1. Die idealisierte Betrachtung: Der L-R-Serienkreis
In einem einfachen Modell (L-R-Kreis) ergibt sich beim Einschalten der Stromverlauf wie folgt:
- Der Strom steigt exponentiell an, bis er durch den Serienwiderstand begrenzt wird.
- Dieser Verlauf ist reproduzierbar und vorhersehbar – jedoch nur unter der Annahme, dass die Induktivität konstant bleibt.
In der Praxis ist dies jedoch nicht der Fall, da sich ein entscheidender Faktor dynamisch verändert: der Magnetkern.
2. Die reale Dynamik der Magnetspule
Die Magnetspule eines Ventils enthält einen beweglichen Magnetkern, der während des Einschaltvorgangs eine definierte Bewegung durchläuft. Diese Bewegung beeinflusst die Induktivität der Spule maßgeblich und führt zu einem komplexeren Stromverlauf.
Der reale Ablauf kann in fünf Schritte unterteilt werden:
Schritt 0 – Ruhestand
- Das Magnetventil ist ausgeschaltet.
- Es fließt kein Strom durch die Spule.
Schritt 1 – Einschalten
- Die Magnetspule wird mit Spannung versorgt.
- Der Strom beginnt analog zum idealisierten Modell anzusteigen.
Schritt 2 – Beginn der Bewegung
- Ab einem gewissen Punkt beginnt der Magnetkern sich zu bewegen.
- Diese Bewegung verändert die magnetischen Eigenschaften des Systems: Die Induktivität steigt.
- Durch die induzierte Gegen-EMK (elektromagnetische Kraft) sinkt der Strom trotz konstanter Spannung kurzfristig ab.
Schritt 3 – Endlage erreicht
- Der Magnetkern hat seine Endposition erreicht.
- Die Bewegung endet, die Induktivität bleibt konstant.
- Der Strom beginnt erneut anzusteigen – diesmal ähnlich wie im idealisierten Verlauf.
Schritt 4 – Strommaximum
- Der Strom erreicht sein Maximum.
- Dieser Wert ist durch den ohmschen Widerstand der Spule begrenzt.

Fazit
Der Schaltvorgang eines DC-Magnetventils ist komplexer, als es ein einfaches L-R-Modell suggeriert. Die Bewegung des Magnetkerns hat signifikante Auswirkungen auf den Stromverlauf:
- Dynamische Induktivität durch Bewegung des Kerns
- Temporärer Stromabfall durch Gegen-EMK
- Stromanstieg nach Bewegungsende bis zum stabilen Endwert
Ein tieferes Verständnis dieser Prozesse ist essenziell für die präzise Auslegung und Optimierung von Magnetventilsystemen – besonders bei Sonderlösungen und anspruchsvollen Anwendungen.